Die Leistenhernie
Bei einem Leistenbruch (= Leistenhernie) kommt es durch eine Lücke der Bauchdecke im Bereich der Leiste zu einem Durchtritt des Bauchfells und eventuell der Baucheingeweide. Dies macht sich meist durch eine sichtbare Vorwölbung, manchmal aber auch nur durch Schmerzen oder durch ein Ziehen im Bereich des Hodensackes oder in den Schamlippen bemerkbar. Der Leistenbruch kann entweder angeboren oder erworben sein. Männer sind mit 80 Prozent aller Leistenhernien am häufigsten betroffen, aber auch Frauen können darunter leiden, dann häufig in Form der sogenannten Schenkelhernie.
Ursachen und Diagnostik
Bei einem angeborenen Leistenbruch hat sich das Bauchfell während der Embryonalphase nicht ausreichend verschlossen, während ein erworbener Bruch erst später entsteht. Eine Bindegewebsschwäche (Kollagenmangel), verbunden mit einem erhöhten Bauchinndruck (z. B. durch Übergewicht, Husten, Heben, Schwangerschaft, Pressen beim Stuhlgang bei chronischer Verstopfung) kann die Entstehung des Leistenbruchs begünstigen. Zu Komplikationen kann es kommen, wenn Teile des Darms einklemmen. Dann liegt ein Notfall vor, der zu einem Darmverschluss und zu einer Bauchfellentzündung führen kann.Die Diagnose lässt sich von einem erfahrenen Chirurgen meist allein durch die körperliche Untersuchung feststellen. Weitere Untersuchungen wie die Sonographie oder Kernspintomographie können ggf. ergänzt werden.
Therapie der Leistenhernie bei uns:
Die Behandlung des Leistenbruches erfolgt grundsätzlich durch eine Operation. Erfolg versprechende nicht-operative Therapieformen existieren nicht. Bei der Operation wird die Bruchlücke in der Bauchdecke verschlossen und das Gewebe per Naht oder durch ein Netz stabilisiert. Hierzu stehen diverse Operationsmethoden zur Verfügung.Die Operation
In der Regel wird zur Verstärkung der Leistenkanalhinterwand ein Kunststoffnetz eingebracht. Reine Nahtverfahren bieten nicht die gleiche Zuverlässigkeit und Stabilität.Allerdings muss in der Leistenhernienchirurgie jeder Patient individuell betrachtet werden. Ein Standardverfahren, das für jeden Patienten „passt“, existiert nicht. Individuelle maßgeschneiderte Behandlungen („tailored approach“) sind bei uns Standard. Hierzu ist ein ausführliches Vorgespräch erforderlich.
TAPP (Transabdominale präperitoneale Patchplastik)
Bei dieser Operation erfolgt der Hernienverschluss über kleinste Hautschnitte im Bereich des Bauchnabels und am seitlichen Mittelbauch. Dann wird der Eingriff über ein Kameraendoskop und zwei zusätzliche Operationsinstrumente durchgeführt. Ein mindestens 10 mal 15 cm großes Netz wird von der Rückseite der Bauchwand zwischen Bauchfell und Bauchmuskulatur platziert. Wir verwenden hierfür moderne, dreidimensionale, der Anatomie der Leistenregion angepasste, leichtgewichtige und großporige Netze.
Auch ein doppelseitiger Leistenbruch kann so in einem Eingriff über dieselben Zugänge versorgt werden. Zudem ist die TAPP der Standardeingriff bei Wiederholungsbrüchen nach offener Operation. Auch große, in den Hodensack ziehende Hernien können durch die TAPP versorgt werden. Der Eingriff wird ausschließlich in Vollnarkose durchgeführt, zeigt hervorragende Ergebnisse und verzeichnet das geringste Auftreten chronischer Schmerzen nach der Operation. Der Eingriff wird unter Vollnarkose durchgeführt, Sie bleiben mindestens eine Nacht ins stationärer Behandlung. Eine sehr frühzeitige Belastung ist möglich.
Operation nach Lichtenstein
Auch bei der Lichtensteinoperation handelt es sich um eine lange bewährte, offene Methode. Entwickelt wurde sie Anfang der 80er Jahre in den USA durch Irving Lichtenstein. Wie auch die Shouldice-Operation handelt es sich hier um ein offenes, nicht minimal-invasives, Operationsverfahren, allerdings wird die Leistenkanalhinterwand nicht durch körpereigenes Gewebe, sondern durch ein Kunststoffnetz verstärkt.
Die Operation kann in Voll-, Rückenmarks- oder Lokalbetäubung durchgeführt werden und ist somit ein gutes und sicheres Verfahren, auch für ältere und vorerkrankte Menschen. Das Wiederauftretensrisiko eines Leistenbruches ist gering, die Patienten können rasch belasten. Chronische Schmerzen treten allerdings signifikant häufiger auf als beim TAPP-Verfahren.
Operation nach Shouldice
Bei dieser klassischen und bereits alten Operationstechnik wird die Bruchlücke mit körpereigenem Gewebe, ohne Verstärkung durch ein Kunststoffnetz, verschlossen. Es handelt sich um eine offene (nicht minimalinvasive) Operationsmethode, in der das Leistenband in mehreren Nahtreihen an das benachbarte Bindegewebe genäht wird. Diese Operationsmethode ist zweifelsohne die bewährteste Operationstechnik, wenn auf ein Netz verzichtet werden soll. Da die aktuelle Literatur jedoch eine deutliche Überlegenheit der Netzverfahren aufweist, führen wir diese Operation nur noch im Ausnahmefall, zum Beispiel bei sehr kleinen Leistenhernien, sehr jungen Patienten und auf besonderen Wunsch durch. Der Eingriff kann ambulant oder stationär in Vollnarkose, Rückenmarksnarkose oder sogar lokaler Betäubung durchgeführt werden. Eine längere Schonung und der Verzicht auf Hebetätigkeiten sind meines Erachtens Voraussetzung für eine erfolgreiche Heilung.